Θυμάμαι την πρώτη μου φορά στην Ελλάδα
Aus meiner ersten Griechenlandzeit
Kurz nach Mittag hielt der Bus unter einer riesigen Platane im Ortszentrum. Kaum war ich ausgestiegen, als jemand meine Reisetasche in der Hand hatte. Ich konnte ihr mit Mühe folgen. Dann stand ich in einem großen einfachen Zimmer mit mehreren Betten. Ich war im Ortshotel von Andritzena. Es ist Sommer 1963. Ein Weltunternehmen, bei dem ich im Frühjahr mit gutem Erfolg eine Ausbildung beendete, hatte mich für ein halbes Jahr nach Athen geschickt. Eine Zeit lang in Griechenland arbeiten, das war das Bonbon.
Fernwehsüchtig hatte ich den ersten Auslandsaufenthalt meines Lebens eigentlich in Spanien verbringen wollen. Ganz gute Grundkenntnisse der Sprache hatte ich ja schon. Über Griechenland hatte ich nie nachgedacht. Als die überraschende Nachricht mit dem Ticket kam, musste ich erst einmal ein Lexikon wälzen. Die Möglichkeiten einer Google-Welt hätte ich mir nicht vorstellen können. Selbst nicht als Leser von Zukunftsromanen wie Hans Dominiks ‚Wettflug der Nationen‘ oder Ähnlichem. Die 60stündige Bahnreise von Hamburg nach Athen hatte ich also mit einem auf die Schnelle gefundenen Info-Konzentrat antreten müssen. Verkürzt hieß dies: Akropolis, Schafe, Ziegen, Käse, Oliven und natürlich Alte Geschichte.
Für meine sechs Arbeitsmonate standen mir so um die 10 Tage Urlaub zu. Und nun wollte ich die Peloponnes kennenlernen. Der historische Bädecker aus dem letzten Jahrhundert hatte vor den wilden Hunden der Halbinsel gewarnt und dem Reisenden, der selbstverständlich zu Pferde war, eine spezielle Peitsche zum Vertreiben der gefährlichen Kläffer empfohlen. Als Karl-May-Fan hatte ich sofort Hadschi Halef Omar mit dessen Nilpferdpeitsche vor Augen. Meine Reise verlief aber per Bahn, Bus und zu Fuß, und ich war ohne Begleitung unterwegs.
Ich schloss das Zimmer ab und kehrte zur Platane zurück. Was ich trinken wolle? Keine Ahnung! Und dann nippte ich an einem Wasserglas, das mit einer milchig trüben Flüssigkeit gefüllt war. Mein erster Uzo!
Das Dorf Andritzena also. Urig, fremd, freundlich. Bald war ich mit einer jungen Griechin im Gespräch. Was mein Ziel sei? Der Bassae-Tempel in der Nähe. Und dann erhielt ich eine eingehende Beschreibung des Kunstwerkes, auch des Weges und hörte zum ersten Mal von den Elgin-Marbles, die (damals) gut verpackt und für niemanden zugänglich nun schon seit Jahrzehnten in den Kellern des British Museums in London vor sich hinträumten. Entrüstung über die gestohlenen Stücke aus dem Cella-Fries des Tempels. Ich würde sie vor Ort nicht mehr sehen, aber eben auch in keinem griechischen Museum. – Übrigens sei das ja nur der geringere Teil des Elgin‘schen Raubguts. Ob ich denn wüsste, dass auch die besterhaltenen Friesplatten des Parthenon von den Briten nicht herausgegeben würden. Nein, alles war mir neu. Jetzt im Jahr 2022, knapp 60 Jahre nach dieser Reise, hat die verhärtete Diskussion über die Restitution von Kunstwerken zwischen Briten und Griechen immer noch zu keinem Ergebnis geführt.
Ich begann den Weg zum Tempel hinauf zu Fuß, bis mich nach einigen Kilometern ein freundlicher Autofahrer mitnahm. Ich hatte die Wegstrecke völlig unterschätzt. Ein halbes Jahrhundert später hätte mich mein Smartphone mit GoogleMaps vor den 14 Kilometern (auf der Straße) gewarnt und zumindest nachdenklich gemacht.
Der Eindruck vom Tempel war unbeschreiblich, einfach großartig und prägte sich mir tief ein. Als ich 30 Jahre später Bassae noch einmal besuchte, konnte sich dieses Empfinden verständlicherweise nicht noch einmal einstellen. Das Bauwerk ist bis heute eingerüstet und durch ein Zeltdach vor weiterem Verfall geschützt. Aber damit ist nun auch etwas zerstört, nämlich der für mich überwältigende Reiz dieser besonderen Wechselwirkung von Landschaft und den Resten antiker Bauten, die bis heute mein Griechenlandbild bestimmt.
Als ich vor der Weiterreise aus Andritzena mein Zimmer bezahlen wollte, überstieg die Rechnung den vereinbarten Preis. Wieso denn das? Ich hätte den Raum abgeschlossen, so dass er keine weiteren Gäste habe unterbringen können, erwiderte der Wirt. Ich zahlte und versuchte mir auszumalen, vor welchem Abenteuer mich das Umdrehen des Schlüssels bewahrt hatte.
Auch eigenes Erinnern gehört zur Familiengeschichte.
Rückkehr nach Hellas:
http://www.teu-net.de/griechenland/orchomenos.html
http://www.teu-net.de/griechenland/literatur.html
http://teuthorn.net/feuilleton/?p=10671 Passwort: privat