Passagier auf der Devonia im Jahre 1879

Im Jahre 1879 ist der junge Schriftsteller Robert Luis Stevenson an Bord des Steamship Devonia auf der Überfahrt von Glasgow nach New York. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt den Auswanderern des Zwischendecks. Mein Interesse gilt dem Übergang von der Passage per Segelschiff in die neue Zeit der Dampfschiffe, in der je nach Wetterlage zwischen den Antrieben Dampfmaschine und Segel gewechselt oder auch beide gemeinsam eingesetzt wurden. In Stevensons “Emigrant aus Leidenschaft” gibt es einige Sätze, die dies anschaulich machen.

“… und [als ich] dort hochschaute, wo sich der Schornstein über meinem Kopf erhob, und Rauch ausstieß, und als das schwarze und ungeheure Marssegel bei jedem Überholen andere Sterne auslöschte, da schien es […] dass gerade über der Mastspitze ungebrochener und ewiger Friede herrscht.” (R.L. Stevenson S.37)

Die folgenden Zitate zeigen, dass die Probleme des Zwischendecks mit den ersten Dampfschiffen noch keinesfalls aufhörten. Lediglich waren sie wegen der insgesamt verkürzten Passagezeit etwas leichter  zu ertragen als bei der zuvor üblichen doppelten oder dreifachen Zeitdauer.

“Ich bereitete mir mein Schlaflager jetzt auf dem Gang, wo trotz der Gefahr, dass man auf mich trat, zumindest die Luft frei zirkulierte. Sie war zwar mehr oder weniger verpestet und zog nur von einem Zwischendeck ins andere, aber wenigstens stand sie nicht.” (S.51)

“[…] statteten Mr. Jones und ich dem Zwischendeck Nummer 1 einen späten Besuch ab. Es wurde von 8 Verschlägen mit jeweils 16 Kojen gesäumt, auf beiden Seiten des Verschlags jeweils 4 Kojen unten und vier Kojen oben. Der Niedergang kam ungefähr in der Mitte der längeren Seite hinab, und teilte den offenen Raum so in zwei ungleiche Teile, wie Salon und Boudoir. Jeder Teil war mit einem Tisch und festen Bänken versehen. […] Selbst am Tag erfreute sich ein Großteil des Zwischendecks nur eines matten Zwielichts. […] Wenn der Verschlag mit 16 lebendigen, mehr oder weniger ungewaschenen menschlichen Tieren voll belegt war, die die ganze Nacht zusammen in der gleichen stickigen Luft und in dem heillosen Durcheinander von Essensresten, schmutzigen Näpfen und muffigem Bettzeug lagen, hatten Gesundheit oder Sauberkeit nicht die geringste Chance. Wenn es unmöglich war, das Zwischendeck sauber zu halten, so war es genauso unmöglich für die Zwischendeckspassagiere sich sauber zu halten. Alles Waschen unter Deck war strengstens verboten. Ein Mann konnte unter der Pumpe neben der Kombüse vielleicht seine Hände waschen, aber das war auch alles. […] Auch wenn die Mehrheit der Passagiere in Greenock sauber an Bord kam, waren alle binnen 10 Tagen und noch bevor die Küste Amerikas in Sicht kam, auf eine gemeinsame Stufe herabgesunken. Alle, die hier in ihren gemeinsamen Ausdünstungen schmorten, waren ausgesprochen schmutzig. […] Ohne weiter ins Detail gehen zu wollen, erwähne ich nur das Wort Seekrankheit und überlasse es dem Leser, sich die damit verbundenen Schrecken auszumalen.” (S.43-46)

Die Zitate sind der Hör-CD des Hoffman & Campe-Verlags, 2005, entnommen, nämlich Robert Louis Stevenson: Emigrant aus Leidenschaft, CD1, Take 4-5.
Siehe auch: Stevenson, Robert Louis, Emigrant aus Leidenschaft, Ein historischer Reisebericht, Zürich 2005. [Die Seitenzahlen nach den obigen Zitaten folgen dieser Ausgabe.]
Das Schiffsfoto habe ich von http://www.69thpa.co.uk/page3.html entliehen. Weitere Daten auf Norway-Heritage.
Von Glasgow den Clyde hinunter. Die letzten Passagiere werden in Greenock aufgenommen.

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Weitere Atlantiküberquerungen in diesem Blog:
1831 Johann August Röbling mit der August-Eduard, Bremen/Brake-New York
1854 Julius Adolph Dankegott Teuthorn mit Bark Hansa, Bremen-New York
(Der Beitrag wurde erstmals am 21. März 2010 publiziert, aber  am 2.1.2011 überarbeitet.)