An's Netz gehen oder abschalten?

Alle Welt drängt auf Facebook (F). Maybrit Illner ebenso wie CompGen. Nun auch ich. Dabei ist die Frage doch: Brauchen wir F überhaupt, oder machen wir derzeit nur eine schrille Mode mit? Letzteres ist nicht unwahrscheinlich. Aber warum muss der Hobbygenealoge da mitmachen?
Der gemeine Familienforscher braucht eine Website (zum Publizieren längerer Texte), ein Blog (zum Mitteilen von Meinungen und aktuellen Erkenntnisschritten) und je nach Geschmack lässt sich beides sogar kombinieren. Mit Twitter informiert er interessierte Mitforscher mit nicht überbietbarer Schnelligkeit nüchtern über dieses,  sein Tun. Damit findet er auch ein breiteres Publikum. Und nun Facebook, wo u.a. junge Leute ohne Rücksicht auf die Folgen über ihre Tattoos diskutieren und Partyfotos mit persönlichen Tags versehen? Wo neben solch freiwilligem Entblößen der wertvolle Werberohstoff persönlicher Daten und Vorlieben auch unfreiwillig verschenkt wird? – Im letzten Jahrhundert, als es noch Tabus gab, war es zum öfffentlichen Bekenntnis, dem Sich-Outen,  ein langer, meist aber wenigstens selbst kontrollierter Weg. Heute entgleitet uns die Kontrolle mehr und mehr.
Zurück auf unserere bescheidene Ebene. Was passiert dem homo genealogicus wenn er die Kontrolle über sein genealogisches Kern-Material und seine Identität verliert? Schädigt er nur sich oder kontaminiert er auch andere? Beides passiert laufend. F ist eine Teufelstechnik und doch versuchen einige sie zu beherrschen. Solange uns dies gelingt, sind uns aber schöne Ergebnisse sicher.
Zu meiner Überraschung wollte vor einigen Tagen eine junge amerikanische Verwandte 8. (achten!) Grades meine F-Freundin werden und fragte mich nach der Auswanderung ihres Zweimal-Urgroßvaters, unseres gemeinsamen Vorfahren.  Das Thema “Where are your roots?”  ist gerade Thema im Sozialkundeunterricht ihrer Schule in Illinois. Und gestern traf ich in den Weiten des F-Universums Daniel.  Vor fast 400 Jahren oder elf Generationen bestimmte ein gemeinsamer Vorfahr in der Zeit des 30-jährigen Krieges als Bürgermeister die Geschicke der Stadt Frankenhausen.  Auch der Kontakt zum chilenischen Zweig meiner Großfamilie wäre ohne F nicht möglich gewesen.
Trotz  Zweifeln und Ärgernissen bleibt mein Forchungs-PC am Netz. Ich versuche die Technik in den Griff zu bekommen. Ob es mir immer gelingen wird?