Vor einigen Tagen konnte ich den Autor Emil Francke interviewen, der Anfang Februar 2017 die zweite Auflage seines Reisebuches veröffentlichte:
El Hierro – Urlaubsziel & Zuhause
Abseits der Touristenströme die kleinste Kanareninsel erleben
2. erweitert Auflage,
Norderstedt 02/2017, BoD – Books on Demand.
PT: Herr Francke, Sie beschäftigen sich eigentlich mit genealogischer Forschung und den daraus entstehenden Arbeiten. Wie kamen sie dazu, jetzt nicht nur ein Reisebuch zu schreiben, sondern auch gleich eines, das offensichtlich gut ankommt?
Emil Francke (EF): Das ist schnell erklärt. Wenn ich auf der Insel bin, lasse ich meine genealogischen Materialien zu Hause. Ich überlasse mich dann ganz der faszinierenden Natur dieses wunderschönen Eilandes, das mich mit seiner Überschaubarkeit, seiner vulkanischen Geologie und seinen verschiedenen Klimazonen auch nach mehreren Besuchen immer wieder überrascht. Und da ich mir schon in früheren Jahren gerne vorstellte, mich auf eine ruhige Insel zum Schreiben zurückzuziehen, habe ich das jetzt für mich umgesetzt.
PT: Sie betonen ja, schon im Klappentext und Vorwort, dass der Leser keinen Reiseführer erwarten darf, sondern ein Reisebuch mit persönlichen Eindrücken, die sich aus Erfahrungen mehrerer El Hierro-Reisen speisen.
EF: Ja, natürlich. Von einem Reiseführer erwartet man Vollständigkeit, Sachlichkeit, Struktur und Aktualität. Dazu muss man jung, ausdauernd und Perfektionist sein. Emotion, Nachdenklichkeit, Lebenserfahrung und reflektierende Erinnerung sind da weniger gefragt. Aber gerade solches, in Verbindung mit meinem Aufenthalt auf El Hierro und immer aus dem direkten Erleben zu formen, das ist für mich wichtig und macht mir Freude.
PT: Nun gibt es ja erstens keinen touristischen Ansturm auf die Insel und zweitens würde man denken, dass der Reisende, bevor er nach anderen Büchern greift, zu aller erst einmal einen Reiseführer erwirbt. Wie erklären Sie sich den Erfolg Ihres davon ganz verschiedenen Buches?
EF: Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Zuerst muss ich aber etwas relativieren. Von einem Self-Publishing-Buch erwartet der Autor, so meine ich jedenfalls, ja eigentlich keinen zahlenmäßig bedeutenden Umsatz, und der hält sich ja doch auch in sehr bescheidenen Grenzen. Es macht mir aber einfach Spaß, Beobachtungen, kleine Erlebnisse und damit verbundene Gedanken zu Papier zu bringen. Und wie es scheint, gefällt das einigen Lesern.
PT: El Hierro zieht ja vor allem Individualisten, Naturfreunde und Umweltbewusste an. Allerdings nimmt gerade in letzter Zeit auch der Kreuzfahrt-Tourismus mit seinen auf wenige Stunden bemessenen Kurzausflügen zu. Im Jahr 2016 sollen ein Drittel mehr Kreuzfahrer gelandet sein als ein Jahr zuvor, und bereits im ersten Quartal 2017 hat es noch einmal eine Steigerung gegeben.
EF: Ich kann nicht einschätzen, ob sich solches Reiseverhalten auf die Nachfrage zu meinem Büchlein auswirkt. Vor einigen Tagen wurde allerdings ein eBook nicht in Euro sondern mit britischem Pfund bezahlt. Ich kann nur erraten, dass sich jemand noch schnell vor der Landung in La Estaca, dem Hafen El Hierros, die eBook-Version meines Buches aus dem Orbit auf sein Tablet geladen hat. Es ist ja heute auf wundersame Weise möglich, durch den Äther einzukaufen. Er oder Sie hat dann vielleicht bei dem Kapitel ‚Ruhe und (An-)Sturm‘ in den Spiegel geblickt. Für kurze Zeit wimmelt es auf dem sonst einsamen Hafenkai von La Estaca, Urlauber steigen zu einheimischen inselerfahrenen Reiseführern in Busse und kehren nach einigen Stunden voller schöner Eindrücke, vielleicht mit Anregungen für einen später einmal längeren El-Hierro-Aufenthalt, auf ihr Schiff zurück. Individualreisende, Aussteiger, ruhesuchende Urlauber und Einheimische bleiben am Ende der Welt auf der Insel der Glückseligen zurück. Ja, für die alten Griechen war der kanarische Archipel Makaronesien. Wer sich weiter wagte, würde von der Erdscheibe ins Nirgendwo kippen.
PT: Wird es nach dieser zweiten Auflage Ihres Buches weitere Auflagen geben? Oder können wir vielleicht sogar ein neues Buch von Ihnen erwarten?
EF: Ich glaube, dass mit den jetzt rund 50 Kurzkapiteln und 40 illustrierenden Bildern auf 160 Seiten schon ein gewisses Optimum erreicht ist. Aber natürlich werde ich meine Finger nicht stillhalten. Es kann aber sein, dass in Verbindung mit Inselgedanken persönliche Erinnerungen auf das Papier drängen, die nur für den engen Kreis von Familie und Freunden bestimmt sein können. Ich bin ja nach einem stressigen Berufsleben jetzt in der glücklichen Situation, meine eigenen Vorstellungen ohne Zwang und Erfolgsdruck umsetzen zu können.
PT: Danke für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen weitere schöne Zeit auf El Hierro. Und vielleicht lassen Sie uns ja doch an neuen auf der Insel entstehenden Einsichten teilhaben.
EF: Warten wir es ab.
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