Ein Leihwagen mit deutlich Ü80?
Ich bin auf El Hierro und dahin will ich nach meinem hier erzählten Ausflug auch wieder zurück. Hin und zurück mit Binter hatte ich vor 14 Tagen für 162€ gebucht. – Ich beschreibe das so genau, weil ich Besuch erwarte, der das wissen sollte. – Einheimische und Residentes zahlen nur 25 % davon. Als Noch-Nicht-Canarier habe ich aber daran nichts auszusetzen. Um knapp vor acht Uhr morgens war ich nach den üblichen 30 Minuten von Echedo am Flughafen.
Abflug 8:55. Mietwagen abgestellt, Schlüssel bei Pluscar abgegeben. Und – positive Überraschung – sie hatten doch tatsächlich die im ersten Leihauto vergessene und mir wichtige Halterung für das Smartphone für mich bereitgelegt. Koffer abgeben, Personalausweis zücken und Bordkarte erhalten war in knappen 10 Minuten erledigt, und die Zeit bis zum Sicherheitscheck reichte noch für ein Bocadillo und einen Cortado. Nach 40 Flugminuten eilte ich auf Teneriffa dann zum Leihwagencounter von Cicar – anschließend würde ich meinen Koffer vom Band holen – und trotz gewisser Befürchtungen erhielt ich das reservierte Auto ohne Probleme. Statt des georderten Fiat 600 sogar einen nahezu neuen Corsa.
Um was war es bei den Befürchtugen gegangen? Das Reservierungsformular endete mit dem Jahrgang 1943, so dass mein Geburtsdatum nun der 6.3.1943 war. Vermietet Cicar an die Ü-80iger nicht mehr? Was dann? Einem älteren deutschen Residente hatte man kürzlich ein Mietauto verweigert. In meinen Fall waren die Sorgen unnötig gewesen.
Und schon war ich auf dem Weg zu meinen Reiseziel unterhalb des Städtchens Icod de Vinos. Zur ganzen Geschichte gehört noch das Eingeständnis, dass ich eine viertel Stunde herumtüfteln musste, bis meine Google-Navigation endlich klappte.
Für den auf El Hierro leere Straßen gewöhnten Fahrer ist der Verkehr auf Teneriffa zumindest rege. Auch können Abzweigungen schwer erkennbar plötzlich auftauchen, so dass der Fahrer eine rechtzeitige Reaktion nicht mehr schafft. Auch sind Spitzkehren , steile Anstiege, abschüssige Streckenabschnitte eher die Regel als rechte Winkel auf ebenem Gelände. Als die Straße sich kurz vor meinem Ziel auf eine Spur verengte und ich bei einer Front-zu-Front-Begegnung nicht gleich den Rücwärtsgang meines gerade übernommenen Leihwagens einlegen konnte, ergab sich ein nettes Gespräch mit der entgegenkommenden Fahrerin, und unter lebhaftem Wortwechsel und mit viel Lachen lösten wir das Problem.
Schön war die Fahrt bis hierher gewesen. Bei bestems sonnigem Kanarenwetter blieb ich bei 60 bis maximal 80 km/h brav auf der rechten Spur und genoss die Ausblicke in die durchsiedelte Landschaft links und rechts der Straße. Rechts des Bildes der blaue Atlantik, links dominierte die Aussicht seine Majsetät der Teíde. Knapp unter der Spitze ein Schneefleck, über dem Gipfel ein schimmerner Wolkensaum.
Einen so regen, irgenwie auch drängend empfundenen Verkehr bin ich – wie schon gesagt – von El Hierro nicht mehr gewöhnt. Also erreichte ich die Ausfahrt erst nach einem U-Turn. Und dann am Ziel …
San Marcos …
… hat einen schwarzen Strand und Fischrestaurants. Eines ist die Casa Chicha.
Die Finca Vino Tinto
Ich bin in diesen Tagen auf der Finca Vino Tinto, etwas unterhalb und außerhalb des Städtchens Icod de los Vinos. Nach bsheriger Erfahrung ein sehr guter Ausgangspunkt um die Nord-West-Küste zu erkunden (siehe unten). Die Strecken sind jeweils 30 bis 60 Autominuten. Ich lasse es ruhig angehen. Morgendliches Schwimmen, ausgiebiges Frühstück, Ausflug mit Imbiss.
- Donnerstag: Ankunft
- Freitag: Bucht von San Marcos, Fischrestaurant Casa Chicha
& Icod - Samstag: Puerto de la Cruz
- Sonntag: Garachico
- Montag: Bajamar & Punta del Hidalgo
- Dienstag: Orotava mit Teíde
- Mittwoch: Buenavista
- Donnerstag: und weiter bis Adeje??
- Freitag: El Sauzal & Rückflug
Website der Finca https://www.fvt22.com/ . Buchen direkt bei der hilfsbereiten und umsichtigen Anja oder natürlich über Booking.com.
Meine Empfehlung für vier Personen ist die Casa2 (99€). Ich selbst fühle mich gerade in der geräumigen Casa3 wohl.
Icod de los Vinos
Bajamar & Punta del Hidalgo
Meerwasserpools und Surfwellen vor hässlicher Hotellbautenkulisse. Punta del Hidalgo etwas weniger hässlich. Bei meinem Besuch hingen Wolken vom Gebirge düster herab. Dazwischen ab und zu Sonnenblicke. Mir fallen die vielen einsamen alten Männer in Bemudashorts, T-Shirt, Sandalen und leichtem Rucksack über der Schulter und ernsten Gesichtern auf. Ich hatte Treckingschuhe und ordentliche Shorts an 🙂
Abendhimmmel
Autofahren
Der Verkehr ist dicht, aber jederzeit rücksichtsvoll. Allerdings können Staus zur Rush Hour, aber auch unkalkulierbare & unvohersehbare gewaltig auf die Nerven gehen. Bei Terminen, wie zum Beispiel einem Abflug, muss man das auf jeden Fall einkalkulieren. Die Landschaft ist durch die gewaltigen sich vom Teíde herunterziehenden Barrancos geprägt. Dem folgt die Verkehrsführung mit ihren ständigen Kreisverkehren, knappen Abzweigungen, plötzlichen Verengungen, steilen Anstiegen der Abfahrten etc. Ohne Google-Navigation wäre ich im Dauerstress. Die Navi bringt Entspannng. – Die Strecken entlang der Küste sind ein Genuss. Traumhaft. Links die mit Siedlungsflecken durchsetzten Hänge des Teíde, Rechts das Meer, oder umgekehrt. Großartig!
La Orotava & ein bisschen Teíde
Wer auf den Spuren spanischer Kolonialarchitektur wandelt, kommt in Orotova auf seine Kosten. Adelspaläste mit eindrucksvollen Fassaden, Eingangshallen, Treppenhäusern und Innenhöfen. Das Städtchen ist in starken Steigungen den Hang hinauf gebaut, so dass ein keine Sehenswürddigkeit auslasssender Besucher für eine „Bergtour“ gut vorbereitet ist. Spektakuläre Ausblicke auf das Tal von La Orotava bis über den weiter unten liegenden Puerto de la Cruz.
Weiter in die Teíde-Region
https://teuthorn.net/reise/archive/2730
Buenavista
Adeje – musste das sein?
Nein, weil ganz schrecklich und ja, weil ich nun aus eigenem Erleben mitreden kann.
Wenig mehr als eine Stunde Fahrt zeigt Google-Maps an. Warum sollte ich mir also nicht einmal das Kontrastprogramm zur Nordküste ansehen? Bei blauem Himmel ging es schnell in die Höhe. Gute Straße, grüne Hänge und einige Siedlungen darin, zur Linken der Teíde. Mit El Tanque ein größerer Ort. Danach geht es in einer Unzahl von Kehren in ein grünes Hochtal, dessen Mittelpunkt Santiago del Teíde ist. Aus einem Bus steigen Wanderer. Die Luft ist frisch. Man braucht eine Jacke. Santiago ist offensichtlich ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Von hier kann man auch Ausflüge in die Masca-Schlucht unternehmen. Weil die Schlucht derzeit nicht begehbar ist, ist auch das Buchungsbüro geschlossen. Gegenüber der Kirche schaut ein bronzener Guanche mit einem erlegten Karnickel in seiner Linken in Richtung Masca-Massiv. Sein Pendant in Punta del Hidalgo hat einen Fisch in der Hand.
Auf gut ausgebauter autobahnähnlicher Straße geht es nun Richtung Los Christanos nach Adeje hinunter. Google-Ziel waren die Playas von Adeje. Die Landschaft hat sich inzwischen vom frischen Grün in ein trockenes vegetationsarmes Braun gewandelt. Je mehr ich mich Los Christianos nähere umso stärker bekommt die dichte Bebauung den Charme einer Industriegegend. Endlich Abfahrt zu den Playas, von denen nichts zu sehen ist. Unten habe ich den Eindruck eines quadratkilometergroßen riesigen Parkplatzes. Ein Auto lückenlos neben dem anderen. Aus dem Automeer ragen Hotelbauten, eng neben- und hintereinander. Dann bin ich gemäß Google am Ziel, sehe ein Restaurant oder Cafe neben dem anderen, immer noch keinen Strand, geschweige denn Meer, aber es öffnet sich zu meinem Glück der Schlund eines Parkhauses.
Nun zu Fuß, finde ich eine schmale Gasse, an deren Ende eine eng bestuhlte Uferterrasse, dahinter etwas Strand… und Leute in Massen und in allen Ausprägungen, ein Menschenzoo.
Ich mache so schnell wie möglich kehrt, will am Nachmittag den Pool der Finca auskosten. Dazwischen schieben sich regenvolle Wolken, die zuhause mit voller Stärke niedergehen. Noch im Regen ziehe ich meine Bahnen. Danach eine warme Dusche.
Musste Adeje sein? Auf jeden Fall, denn nun kann ich aus eigener Anschauung voller Überzeugung sagen, Adeje ist allerschlimmster Massentourismus, den sich niemand zumuten sollte.
Aktualisiert am 3.12.2023