Thüringen ist berühmt für seine Schlösser und Burgen. Der Besucher sieht diese dicht beieinander und in vielen Varianten, als Ruinen, verfallende Ensembles oder als Glanzlichter, in die viel Geld gesteckt wurde.
Der geschichtsbewusste Zeitreisende ahnt oben auf den Höhen die Herren und unten in den Ortschaften die Knechte. So war es immer. Erstere reich und überheblich, letztere ärmlich, bescheiden und duldsam. Ein solcher Blick erinnert ans Mittelalter. Und was ist heute?
In (Bad) Frankenhausen gibt es eine neue reiche Burg auf der Höhe des Schlachtberges. Besitzer ist das Land. Unten im Ort gibt es ein armes Schloss. Besitzer ist die Stadt. In beiden war ich an einem dieser kaltnassen Februartage dieses Jahres jeweils der einzige Besucher. – Im Panoramamuseum kümmerten sich um den einsamen Touristen zwei bis drei Damen im großzügigen Kassenraum, anschließend ein Kartenabreißer und mindestens zwei Museumswächter. Zahlreiche weitere Mitarbeiter bereiteten eine Ausstellung vor. Es gibt auch noch einen Museumsdirektor, der aber unsichtbar blieb. Im Kreisheimatmuseum, das zugleich das ehemalige Schloss der schwarzburgischen Grafen ist, saß, als ich ankam, die einzige Museumsangestellte an der Kasse. Die Museumsleiterin kümmerte sich persönlich um meine Angelegenheiten. Das war reizend.
Aber da stimmt doch etwas nicht! Oder?
PT, 27. Februar 2009
(Diesen bisher unveröffentlichten Text fand ich beim Aufräumen meiner Dateien)
Im Februar 2015 ist die Situation genauso prekär wie vor 6 Jahren. Aber es gibt einen Unterschied. Inzwischen wurden Stadtarchiv und Museum zusammengelegt. Der gemeinsame Leiter hat eine Mitarbeiterin und einen Hausmeister.