Der Familienforscher, auf dessen Erfahrungen hier zurückgegriffen werden soll, fand den Heiratsort seiner Ururgroßeltern noch als kleinen schwarzen Punkt auf einer der Karten seines Diercke-Schulatlasses, der in der Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Schulstunden in Geographie zuverlässig begleitet hatte. Das Internet war noch fern. Später markierte er Wohnorte seiner Vorfahren in Google-Maps, und noch etwas später baute er die Karten zum Illustrieren seiner Familiengeschichte mit dem auf Open Street Map basierenden StepMap-Tool *. Damit war er flexibler und vermied mögliche Copyright-Probleme. Besonders angetan war er aber, als er kürzlich mit Hilfe des Virtuellen Kartenforums 2.0 ** die Straße identifizieren konnte, in der einer seiner Urgroßväter im nördlich von Stettin gelegenen Messenthin gewohnt hatte. Die Technik des Übereinanderlegens der aktuellen OpenStreetMap-Karte mit einem historischen Messtischblatt brachte das schöne Ergebnis.***
Seitdem ist er von dieser Kartenplattform angetan und empfiehlt sie gerne seinen Forscherkollegen. Sicherlich ist die Handhabung der intelligenten Navigation etwas gewöhnungsbedürftig, aber doch schnell zu begreifen. Wenn man auf der automatisch eingestellten Karte nach dem in Frage kommenden Ort sucht, werden im linken Bildschirmbereich die vorhandenen Karten und Messtischblätter angezeigt. Man wählt die günstigste aus, die sich sofort synchron über die heutige Karte legt. Per Schieberegler kann man die Transparenz der Karten verändern, mit der Lupenfunktion die heutige Bebauung mit der früheren vergleichen. Für das Ergebnis kommt es natürlich darauf an, ob eine Karte mit genügend Details vorhanden ist.
Veränderungen zwischen historischen und heutigen Karten sind besonders bei Wüstungen spektakulär. Culmitzsch und der Uranabbau um den später abgerissenen Ort ist dafür ein Beispiel. Neugierig? Warum nicht sofort einmal versuchen?
Besonders bequem und nützlich ist die Kombination mit der Suche über das Geschichtliche Orts-Verzeichnis (GOV) des CompGen. Nach der Ortssuche und anschließender Verfeinerung über das Objekt gelangt man zu einer Auswahl von Datenbankportalen, darunter eben auch ‚Virtuelles Kartenforum‘.
So nahe am GOV fehlt nun nur noch der eigene Versuch mit der dort möglichen Georeferenzierung. Eine Einführung in den Gebrauch dazu gab es kürzlich in Büdelsdorf. Der Probant selbst – er gab mir seine Einwilligung zum Zitat – meinte bescheiden, Voraussetzung, dass der Versuch klappte, seien natürlich seine Ortskenntnisse gewesen.
Zum guten Schluss: Der Verein für ComputerGenealogie – CompGen freut sich über Hobbygeographen, die im GOV dazu beitragen möchten, Lücken in der Datenbank zu schließen und/oder bisherige Eintragungen zu optimieren.
Peter Teuthorn
Mai 2018
*) Eingebettetes StepMap-Beispiel – Weitere Beispiele unter dem Schlagwort ‘StepMap’ in diesem Blog
**) Die Plattform verfügt derzeit über etwa 8.500 georeferenzierte Karten.
***) Eigenes Beispiel mit Virtuellem Kartenforum