Wie benennen wir uns und unser Hobby? Ein Bekenntnis
Ich beschäftige mich mit Familiengeschichte. Die reicht weit in die Vergangenheit. In den Kategorien der Historiker wäre das in meinem Fall die Frühe Neuzeit, die ja gemeinhin mit dem Beginn der Reformation angesetzt wird. Für diejenigen, die glauben oder hoffen, ihre Abstammung von Karl dem Großen nachweisen zu können, wäre es das Mittelalter. Familiengeschichte spielt aber auch im Heute, in der Zeit der Lebenden. Es kann aufregender sein, Cousins und Cousinen, Neffen und Nichten xten Grades in Übersee zu finden und mit ihnen Kontakt aufzunehmen, sie sogar persönlich kennenzulernen, als eine Generation weiter in die Vergangenheit zu gelangen. Familiengeschichte handelt somit auch von den Lebenden.
Damit habe ich klargestellt, ich bin kein AHNENFORSCHER. Nein, ich bin ein FAMILIEN-GESCHICHTS-FORSCHER. Kein Zweifel! So ist es richtig!
Aber wie geht man im realen Leben mit einem aus drei Wörtern zusammengesetzten Substantiv um? Man verkürzt es auf den Familienforscher. Allerdings ist Familienforschung nun ein leider schon durch die Sozialwissenschaft besetzter Begriff. Warum so gründlich nachdenken, wenn es doch schon einen eingeführten kürzeren Begriff gibt? Lange habe ich mich dagegen gesträubt, mich Genealoge zu nennen oder von anderen so bezeichnen zu lassen. Da schimmerte immer dieser blasse, wenig griffige Unterbereich der historischen Hilfswissenschaften, vielleicht auch der Berufsgenealoge durch, zu dem ich keine Nähe habe.
Und doch. Nach langem Zögern bekenne ich mich endlich zum Genealogen. Ich erfasse meine Daten mit einem Genealogieprogramm, bin Mitglied in genealogischen Vereinen und lese genealogische Zeitschriften. Ja, der Familiengeschichtsforscher, der ich bin, kann mit dem Begriff des Genealogen leben.