Der deutsche Buchmarkt schien es nicht packen zu können. Die Zersplitterung von Verlagen, Buchhandel und isolierten Internetaktivitäten bot dem effizienten amazonischen Riesen leichtes Spiel auf dem eBook-Markt. Das könnte sich mit der Tolino-Allianz, mit Tolino-Media und Tolino-Cloud nun wenden.
Die sogenannte Tolino-Allianz bündelt die deutschsprachigen eBook-Aktivitäten. Es scheint wie die Quadratur des Kreises, und doch könnte es gelingen. Dazu braucht es allerdings wohl weitere PR-Arbeit, vor allem aber auch die Geduld und das Verständnis der potentiellen Kunden. Eine Hilfe könnte sein, dass sich bei vielen eine Amazon-Allergie herausgebildet hat, die dringend nach einer Alternative zum Steuervermeider und Verletzer sozialer Standards schreit.
Aber das ist nicht leicht. Die Fülle der Einzelinteressen erinnert mich an die thüringischen Grafschaften und Fürstentümer, die zum Überleben viel zu klein waren und trotzdem nicht zu gemeinsamer Stärke zusammenfinden konnten. Vor Augen habe ich z.B. Schwarzburg mit seinen Linien Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sonderhausen, Schwarzburg-Arnstadt und Schwarzburg-Frankenhausen. Ein bisschen davon erkennt das föderal geschulte Auge in der verwirrenden Vielfalt der Bezeichnungen und Begriffe wieder, die das Tolino-Projekt noch zulässt. Da ist ein und dieselbe Cloud einmal die Tolino- dann die Telekom-Cloud. Da hat man es in der Fülle der Apps nicht leicht, die richtige für die eigene Lösung auf dem Smartphone oder Tablet zu finden. Die Libri GmbH, die auch als ebook.de auftritt, schart als Zwischenhändler die kleinen Buchhändler um sich und nennt ihre App Meine BUCHhandlung aber auch mybook.shop und lesen&tolino. Nur unter letzterem finden man die Android-App aber im GooglePlay-Store. Das widerspricht allen Anforderungen der klassischen Werbestrategie nach Wahrheit und Klarheit. Auf jeden Fall und mit einem Aufatmen ist man über diese App endlich mit seinem eigenen stationären Buchhändler verbunden. Da ist dann aber wieder verwirrend, dass dieser wiederum mondwandlerisch sicher mit ebook.de, dem eigenen Webshop von Libri, verwechselt wird. Beides sind aber getrennte shops, und nur von Meine Buchhandlung bekommt mein Buchhändler Provision.
Das muss man alles erst einmal nicht verstehen, um dann endlich doch mit schönem Ergebnis die ungewollt auf verschiedenen Plattformen erworbenen eBooks schlussendlich doch friedlich beieinander in der Cloud zu vereinen. Dass dies letztlich klappt, ist das eigentliche Wunder. Dazu gehört auch als schönes Add-on, eigene Texte in die Cloud laden zu können.
Fazit:
Die komplizierten, jeweils eigenen kommerziellen Interessen verhindern derzeit noch ein einheitliches Erscheinungsbild. Begriffe und Bezeichnungen müssen eindeutig und damit unverwechselbar werden. Bleibt noch der zerfledderte Vertrieb mit jeweils nicht mit AMAZON konkurrenzfähigen Datenbanken bzw. Suchmaschinen. Immer noch suche ich einen Titel deshalb zuerst bei Amazon. Erst dann gehe ich auf meine Plattform mit ihren beschränkteren Suchfunktionen. Da muss man schon Überzeugungstäter sein, um nicht gleich bei Amazon zu kaufen.
Insgesamt gesehen hat der deutsche eBook-Markt mit dem Ende dieses Monats einen gewaltigen Satz nach vorne gemacht. Wir haben nun einen recht vernünftigen Reader, einen gemeinsamen Aufbewahrungsort (Cloud) bei weiterhin differenzierten Vertriebswegen mit Einbindung der kleinen Buchhändler.
Welche Schlüsse werden wir Familienforscher daraus für unser Hobby ziehen? Wir sind ja als Konsument und Self-Publisher am Thema. Dieser Frage werden wir als nächster nachgehen müssen.
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