Per Postkutsche und Segler nach Amerika – eine ganz normale Reise im Jahr 1831

Zeichnung aus dem Tafelteil von Röblings Originalbuch aus 1822

Johann August Röbling: Tagebuch meiner Reise von Mühlhausen in Thüringen nach den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1831, geschrieben für meine Freunde, durch zeitgenössische Texte und Abbildungen kommentierte Ausgabe, Herausgegeben von Iris Roebling unter Mitarbeit von Eyk Henze, Halle 2006, ISBN 3-89812-388-X  und ISBN 978–3-89812-388-4, [Original, Eschwege 1832].
Die Reisenden brechen am 11. Mai morgens in Mühlhausen auf und sind schon nach drei Tagen, am 13. Mai in Bremen. Am 22.  Mai, dem Pfingstsonntag des Jahres 1831 sticht die August Eduard in See.  An Bord sind etwa 100 Passagiere. Die Reise von Bremen nach Philadelphia dauerte 77 Tage, damit etwas länger als die Norm für eine schnelle Überfahrt, die mit rund 60 Tagen angesetzt war. – Röbling hält viele Beobachtungen nüchtern und detailliert fest – man erkennt darin den Ingenieur -, damit sich seine Freunde in Deutschland ein Bild machen können.  Im Folgenden greife ich einige Zitate zur Beköstigung der Zwischendeckpassagiere heraus.  Röbling selbst reist in der Kajüte.

S. 41,
“Zum Frühstück wird einen Morgen um den andern Kaffee oder Grütze gegeben. Vom Kaffee werden 8 Pfund für die ganze Woche für sämmtliche Zwischendeckpassagiere bestimmt; derselbe wird in einem großen Kessel zubereitet und so ausgetheilt. [Röbling interessiert sich sichtlich für die Organisation]

Mittagsspeiseplan: Mo 1/2 Pf. Speck mit Erbsen und Kartoffeln – Di 3/4 Pf. Fleisch mit grauen Erbsen – Mi 1/2 Pf. Speck mit Bohnen – Do 3/4 Pf. Fleisch mit Sauerkohl oder Erbsen – Fr 3/4 Pf. Fleisch mit grauen Erbsen – Sa Grütze mit Pflaumen – So 3/4 Pf. Fleisch mit Pudding oder Kartoffeln.

Für den Abend legen sich die Passagiere Fleisch vom Mittag zurück, wozu sie aufgewärmtes Gemüse erhalten, welches der Koch vom Mittage übrig behalten hat. Die Speisen werden vom Koche in Portionen für 10 volle Personen ausgetheilt, die sich darin wiederum zu theilen haben.
Außerdem erhält jeder volle [ab 12 Jahren] Passagier für die ganze Woche 3/4 Pf. Butter und täglich 3/4 Pf. Schiffsbrod (Schiffszwieback). Für die ganze Reise ist auf jede volle Person 1 Oxhoft [rund 218 Liter] Wasser zugerechnet, welches jeden Morgen herausgegeben wird. Die Vertheilung desselben kann täglich zweimal geschehen. Zum Waschen und Reinigen der Gefäße darf blos Seewasser verbraucht werden.” “Je nachdem das Betragen der Passagiere ist, soll ihnen täglich ein Glas Branntwein und Sonnabend Abends Warmbier gegeben werden.”

S. 47-48
“Was die Beköstigung der Zwischendeckpassagiere betrifft, so erfolgt sie, wie oben angegeben; die Speisen sind gut und kräftig und werden so reichhaltig gegeben, daß sie jetzt Niemand verzehren kann. Alle können Brod und Fleisch zurücklegen und […]”. “Die Fässer sind aus der Weser gefüllt; das Weserwasser aus dem Fluß selbst schmeckt mir aber besser. […] Wenn gehörige Ordnung gehalten wird, werden wir Überfluss an allen Lebensmitteln haben. Die Verproviantierung ist auf 90 Tage berechnet, wie es das Gesetz vorschreibt. Es sind zusammen 7000 Pf. Brod, 3000 Pf. Fleisch und Speck, 68 Fässer Wasser à 2 Oxhoft […] und hinreichende Parthien Hülsenfrüchte, auch eine Parthie Kartoffeln, Sauerkraut etc., mitgenommen worden, nebst feineren Speisen für die Cajütte. Außerdem sind eine Parthie Hühner für die Cajütte an Bord; auch hat sich der Kapitän mit Kaffee, Wein. Thee, Zucker, Bier, Essig und dergl. versehen. ” Es folgen noch einige Angaben für die Kajütenpassagiere, u. a. zu Bier in ‘besonderer Güte und Stärke in ‘gut gepfropften gläsernen Bouteillen’.

S. 54-55,
hier folgt eine Beschreibung der reichhaltigeren Beköstigung der Kajütenpassagiere, dann Ratschläge, was man privat mitnehmen sollte, nämlich: “Hausbackenbrod von Mühlhausen aus mitgenommen, hatte nach 3 Wochen auf der See, noch einen vortrefflichen Geschmack. Wenn man solches Brod gut ausbäckt, jedes einzelne mit Papier überklebt und gut gegen Feuchtigkeit verwahrt, so würde es noch viel länger zur See erhalten werden können.”

An anderer Stelle ist auch von Reis sowie von Bier- und Weinsuppen die Rede. Zu letzteren nennt die Herausgeberin auf S. 22 auch Rezepte, die in dieser Form allerdings wohl kaum auf dem Schiff zuzubereiten waren. Die wichtigsten Zutaten der Biersuppe waren – wenn wir dem Rezept folgen – neben einer relativ kleinen Menge Bier,  vor allem Zwiebeln.

(Das vorgestellte Buch ist derzeit im Buchhandel erhätlich.)
Siehe  auch http://teuthorn.net/feuilleton/?p=675