Forschungsbericht, so nenne ich diese Form, Bruchstücke der Forschung aufzuschreiben. Sie können später zu Abschnitten der Familiengeschichte werden, aus denen noch später ein Aufsatz oder ein Buch werden kann. So ein Forschungsbericht ist reizvoller und spannender als das fertige Produkt. Denn er beschreibt die Schritte, wie aus einer Frage, einer Idee und aus Neugier nach und nach etwas Gestalt annimmt und ein Werkstück entsteht, das seinen Platz in der Familiengeschichte noch nicht kennt. Also, was passiert hier gerade?
Am 18.6.2019 war im ComGen-Blog zu lesen:
“Die Universitätsbibliothek Mannheim hat alle 127 Jahrgänge des Deutschen Reichsanzeigers und des Preußischen Staatsanzeigers von 1819 bis 1945 digitalisiert und per Texterkennung durchsuchbar gemacht. Der Deutsche Reichsanzeiger und der Preußische Staatsanzeiger waren Zeitungen, die von 1819 bis 1945 erschienen und die amtlichen Presseorgane des Deutschen Reiches und Preußens waren.”
Die Nachricht ruft förmlich danach, den Link aufzurufen, das Suchfeld zu finden, den Namen Teuthorn einzugeben und auf ein Ergebnis zu hoffen. Dass die Suche überhaupt Erfolg haben kann, ist dem hinterlegten OCR zu verdanken. Unter den 16 Ergebnissen erscheinen dann bekannte Namen aus verschiedenen Zeiten: Dr. Georg Teuthorn, Leipzig / August T. Leipzig / Theodor T. (Wer ist das?) / Robert T. Pegau 1883 / Emil Teuthorn Greifswald, 1940 & 42.
Ich nehme die Fährte Greifswald auf. Vom kryptischen, wirklich nur für die Namensuche taugenden OCR-Text führt ein Link direkt zur Zeitungsseite und bald zu den zwei gesuchten Handelsregistereinträgen.
Es war in unserer Familie bekannt, dass Emil die als Teuthorn & Sadewasser gegründete Firma als alleiniger Inhaber übernahm. Auch, dass Wilhelm Sadewasser seitdem an der durch Emils unermüdlichen Einsatz und Geschick erfolgreichen Firma mit einer Einlage von 10.000 Reichsmark stiller Teilhaber war. Auch, dass Emil seinen Söhnen unter Leitung von Joachim den Großhandel übertragen hatte und er selbst sich um das Einzelhandelsgeschäft am Greifswalder Markt kümmerte.
Aber die jetzt verfügbaren Handelsregistereinträge belegen die Vereinbarungen nun viel genauer. Kurz vor Ende des ersten Kriegsjahres scheidet Wilhelm Sadewasser aus, und die Söhne Joachim (30 Jahre alt & Vater des Autors) und Heinz (27 Jahre) werden persönlich haftende Gesellschafter. Aus dem
Obsthaus am Markt
Emil Teuthorn & Wilhelm Sadewasser
wird das
Obsthaus am Markt
Teuthorn & Söhne.
Schon eineinhalb Jahr später trennt Emil Groß- und Einzelhandel. Der Großhandel, den sein Ältster, Joachim, nun verantwortet, firmiert unter Gebrüder Teuthorn, das Ladengeschäft Ecke Knopfstraße / Schuhhagen ist nun Emils Einzel- oder auch Kleinhandel.
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Anmerkung: Dieser Artikel entstand aus einer gewissen Begeisterung über die neuen Quellenfunde. Es ist eine erste Fassung. Sie wird sich verändern.
Siehe auch früheren Beitrag zum Obsthaus.
Quelle
https://digi.bib.uni-mannheim.de/periodika/reichsanzeiger/
Hinweis durch ComGen-Blog