„Quod non est in blogiis, non est in mundo“ *
Warum hat es mir diese von der Historikerin Karoline Döring im Redaktionsblog von HYPOTHESES formulierte Zukunftsvision so angetan? Weil ich darin Zielsetzung, Kreativität und Gestaltungswillen erkenne, Eigenschaften, die jedes Blog anstreben sollte und die Zutaten für eine gute Publikation sein können.
In der deutsprachigen Genealogiewelt spielt das Blog immer noch eine stiefmütterliche Rolle. Ganz im Gegensatz zur US-amerikanischen Szene nutzen bei uns erst wenige Familiengeschichtsforscher die Möglichkeiten dieses Mediums. Seine Chancen in der Palette Genealogischen Publizierens** habe ich bereits in der Vergangenheit skizziert. Mit dem Blog können Familiengeschichten besonders leicht verfasst werden, durchaus auch als Vorform zu Printdarstellungen wie Zeitschrtiftenaufsatz und Buch.
Welche Rolle können aber nun die bei jüngeren Leuten und damit beim Familienforschernachwuchs offensichtlich so beliebten Social-Media-Produkte spielen. Hinsichtlich Familiengeschichte eignen sie sich meiner Meinung nach ausschließlich für den Transport von Nachrichten, nicht nur von genealogischen „News“, sondern eben auch für den Hinweis auf eine digitale Veröffentlichung im Blog. Die eigentliche Geschichte und genealogisches Material gehören in das Blog, die Nachricht darüber kann per Social Media verbreitet werden.
Heute am 2. April wurde Google+ abgeschaltet.
Diese Nachricht beinhaltet ein starkes Argument für einen vorsichtigen Gebrauch der Social Media-Plattformen für genealogische Themen. Sie sind extrem flüchtig und verändern Form und Wesen nach vom Nutzer nicht beeinflussbaren kommerziellen Gesichtspunkten.
Mit Google+ verschwindet plötzlich ein ganzer Dienst und möglicherweise dort eingestellter Content. Auch stößt zum Beispiel Facebook derzeit auf gemindertes Interesse bisheriger Nutzergruppen, die neben anderem die ständig sich ändernde Privacy-Politik und deren Intransparenz stört. Seitdem auf Instagram umfangreiche Werbung geschaltet wird, hat sein Wert für die Verbreitung von Bildnachrichten abgenommen. Dieser offensichtlichen Anfälligkeit, ja Unzuverlässigkeit der Social Media können Blogs Unabhängigkit und Beständigkeit entgegensetzen.
Fazit
„Social Media unterstützen die Familienforschung und das Bekannmachen ihrer Ergebnisse, also auch das Publizieren. Facebook, […] und Twitter [auch Instagram] sind selbst keine Plattformen für genealogisches Publizieren. Sie können aber als Hinweisgeber zu Publikationen strategisch eingesetzt werden.“ **
PT 2.4.2019
* Was nicht in Blogs erscheint ist nicht in der Welt https://redaktionsblog.hypotheses.org/3361
** Teuthorn, Peter: Genealogisches Publizieren, Norderstedt 2016.