Willmenrod – ein Ort wird 800

oder: Ein Pfarrersohn aus Willmenrod

Ein Jahrhundert lang wurde in der Familie meiner Großmutter  geraunt, diese entstamme einer unehelichen Verbindung des charismatischen mittelalterlichen Ungarnkönigs Matthias Corvinus. Zwar wurden die Blaues-Blut-Phantasien meist dezent belächelt, und meine Großmutter tat das immer als unwahrscheinlich, wenn auch nicht entschieden genug, ab.  Aber wenn ich als Kind dann auf die geheimnisumwitterte Ahnfrau blickte – sie hing in blauem dekolletierten Kleid in Öl an einer Wand über dem Kamin des Heidjägerhofes –  ja,  dann konnte es möglicherweise doch wahr sein.  Großmutter und ihre Corvinus-Kusinen waren glücklicherweise schon lange in schöneren Gefilden, als ich diese Geschichte 2009 endgültig in die Sagenwelt verweisen musste. Nicht alle in der Familie haben darüber gejauchzt.

Emanuel Friedrich Corvinus war zwar “zur Zeit Friedrichs des Großen” nach Berlin gekommen, aber nicht als Flüchtling nach einem politischen Mord aus Ungarn, wie es erinnert wurde, sondern als von den Preußen angeworbener Soldat, der vielleicht im Krieg getötet hatte, aber nun als Veteran eine Stelle als Zolleinnehmer erhielt. Und woher kam er und wer war er? Ein Pfarrersohn aus Wilmenrod.
Vor einigen Tagen erhielt ich Post vom Verschönerungsverein e.V. Willmenrod mit der Bitte zu unserem Zöllner Auskunft zu geben. Denn der kleine Ort im Westerwald bereitet sich für 2012 auf sein dann 800-jähriges Bestehen vor. Viel kann ich ja bisher  nicht sagen, aber vielleicht gelingt auf Grund dieses Ereignisses ein Blick in die Kirchenbücher und damit ein weiterer Schritt in Vergangenheit und  Herkunft der Familie.