Weil historische Adressbücher keine genealogischen Basisdaten zu Geburt, Heirat, Tod hergeben, werden sie von Familienforschern manchmal unterschätzt oder sogar übersehen. Dabei kann diese Quelle sowohl dem hauptsächlich datenorientiert forschenden Genealogen, als auch vor allem dem Familiengeschichtler wertvolle Einsichten erschließen. Sie kann dem ersten mit der gefundenen Anschrift über die dazu gehörende Kirchengemeinde den Weg zum Kirchenbuch oder zum Standesamt zeigen und dem zweiten helfen, über Beruf und soziale Stellung Lücken in der Biographie seines Probanden zu füllen.
Diese Quellenart beginnt etwa ab Anfang des 18. Jahrhunderts mit Staats- und Hofkalendern und deren Angaben zu Amtspersonen im Herrschaftsbereich eines Fürsten, setzt sich dann mit den Adressbüchern selbst fort und endet im Grunde mit den Telefonbüchern. Die zu gewinnenden Informationen über einzelne Personen sind Name, Anschrift, Beruf, ggf. Hausbesitz und amtliche Funktion. Ein Vergleich aufeinander folgender Jahre kann Aufschluss über Zuzug, Wohnortwechsel, Erlöschen eines Betriebes, eingetretenen Witwenstand etc. geben. Adressbücher bilden allerdings in den frühen Jahren vor allem die Oberschicht des Gemeinwesens ab.
Am anschaulichsten lässt es sich natürlich in Archiven und Bibliotheken arbeiten, am einfachsten, aber mit gewissen Einschränkungen in der Handhabung, mit Digitalisaten und den daraus gewonnenen Metadaten. Der Verein für Computergenealogie scannt, erfasst und indiziert historische Adressbücher und macht die gewonnenen Daten der Allgemeinheit zugänglich. Derzeit sind mehr als 450 Adressbücher mit 10.000 Orten und 4‘5 Mio Einträgen erreichbar.
Vor der direkten Suche in der Adressbuch-Datenbank empfiehlt sich der Einstieg in das Thema über das Adressbuchportal , und dort sollte man den informativen Artikel zur Geschichte der Adressbücher nicht überblättern.
Anlässlich einer kürzlichen Abfrage in der Vereins-Mailingliste berichteten Familienforscher sehr konkret über ihre Rechercheerfolge mittels Adressbüchern. Eine Auswahl daraus haben wir ins GenWiki gestellt. Die Berichte zeigen konkrete Erfolge der Recherche in Adressbüchern für die Familiengeschichte.
Nachtrag
Der Artikel entstand nach einer lebhaften nun bereits Wochen zurückliegende Diskussion über den Quellenwert der Adressbücher für die Genealogie in der Mailingliste des Vereins für Computergenealogie und war ursprünglich für das sich noch verzögernde CompGen-Blog gedacht. Auch im Interesse der damaligen Diskutanten und Beiträger bevorzugt der Autor hiermit ein zeitnahes Erscheinen.
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Siehe auch der Reiz historischer Adessbücher