Sonntags auf der Corona-Couch

Der Sohn half gestern beim Einrichten des neuen Smart-TV. Der Solo-Rentner überlegt, mit der solo-selbständigen Tochter in Spanien zu skypen. Mittagessen am nahegelegenen See? No Chance. Die Gastronomie hat ja geschlossen. Na dann halt ein bisschen computern, Korrektur lesen, transkribieren, Mails beantworten etc.

Soll ich vielleicht mein WordPress updaten? Das letzte Mal hatte ich damit zu lange gewartet. Musste vieles händisch machen. Riesenaufwand, vor dem ich mich lange gedrückt hatte. Wäre leichter gewesen, wenn ich es früher angepackt hätte.

Wieso fällt mir dabei jetzt dieses Gen-Wiki ein? Ach so, ich sollte eigentlich die gerade über Schwarmintelligenz erhaltenen Quellen zu Schiffsregistern dort einstellen. Ich werde das später machen. Mag mich jetzt nicht mit der vertrackten Syntax des veralteten Wikis auseinandersetzen. WordPress ist mit der neuen Version jetzt noch leichter zu bedienen. Und macht mehr Spaß. Ich könnte eigentlich wieder einmal einen Beitrag verfassen!

Toll auch diese Zoom-Meetings. Man kann sie auch für räumlich oder Corona-getrennte Familie einsetzen. Also Martinsgans-Essen und Kanarensonne gemeinsam auf den Bildschirm holen. Wer hätte noch kürzlich gedacht, dass sich nun sogar Technikmuffel mit digitaler Kommunikation auseinandersetzen

Letzte Woche Donnerstag musste ich mich zwischen dem monatlichen Online-Meeting des CompGen und der zur selben Zeit angesetzten Veranstaltung des BLF entscheiden, dem Vortrag von Markus Henn zu evidenzbasierter Genealogie oder dem Thema der Bucherstellung. Darüber und durch Mail-Wechsel abgelenkt, habe ich dann letztlich beide versäumt. Schade. Ich tröste mich damit, dass wohl zeitversetzt eine Youtube-Aufzeichnung kommen wird. Schön dieses selbstlose Werkeln für uns Genealogie-Konsumenten. Warum machen die das eigentlich? Wie wäre es mit einem Dankeschön. Könnte das über Social Media-Likes machen. Für meine nächsten Online-Termine habe ich Kalendereintäge.

Geht das noch als Zitat durch? Was wurde daraus?

Per Streaming konnten wir bei einem meiner genealogischen Vereine vor wenigen Wochen sogar an der präsenzveranstalteten (was für tolle neue Wörter gerade entstehen) Mitgliederversammlung passiv teilnehmen, zusehen, wie 17 von Viertausend mit einigen übertragenen Stimmrechten formgerecht Vereinsregeln zelebrierten. Welche Ziele haben wir für das nächste Jahr? Projekte, Strategie, Vision? Keine Nachfragen der dort Präsenten. Was blieb im Gedächtnis? Ein verhindertes Vorstandsmitglied wurde mit einem höflichen Danke verabschiedet. Hatte es eigentlich in seiner aktiven Zeit etwas geleistet? Ein neues Vorstandsmitglied unerwartet aus dem Hut gezaubert. Toll! Im ehrenwerten Rat der Stadt Frankenhausen wählte man schon ab dem 16. Jahrhundert die Kollegen per Kooptieren. So blieb man unter sich. Musste das Ergebnis der Wahl nur noch vom Landesherrn bestätigen lassen. Alles Formsache.

Was einem alles so einfällt, wenn man sich ständig mit den Vorfahren beschäftigt! Sie kommunizierten natürlich anders als wir, in den Gassen auf dem Markt und sonntags nach der Kirche im Gasthaus, sicherlich mit mehr Tuchfühlung (auch eine Wortschöpfung zum Nachdenken). Aber keine Gute Idee in Pestzeiten!

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