Der Griff in mein Bücherregal (I)

Deutsche Gesellschaftsgeschichte

Da stehen sie nun. Drei Bände der deutschen Sozialgeschichte von Hans-Ulrich Wehler:

  • Erster Band, Vom Feudalismus des Alten Reiches bis zur Defensiven Modernisierung der Reformära 1700 – 1815.
  • Zweiter Band, Von der Reformära bis zur industriellen und politischen „Deutschen Doppelrevolution“ 1815 – 1845/48.
  • Dritter Band, Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1849 – 1918.

Den vierten, von der Rezension schwächer beurteilten Band – 1917 – 1990 – habe ich mir gespart. An seiner Stelle ist die Zeitspanne bis 1933 mit Hagen Schulze abgedeckt, nämlich Weimar 1917 bis 1933 im Abschnitt Die Deutschen und ihre Nation in Siedlers Deutsche Geschichte. Alles zusammen voluminös, kiloschwer und seitenstark. Warum? Muss das sein?
Bevor wir uns mit einem historischen Thema befassen, und Genealogie ist ja Geschichte, müssen wir Ort und Zeit der Ereignisse kennen und uns mit beidem auseinandersetzen. Wird diese Binsenweisheit missachtet, werden weder die Ergebnisse von Forschung noch von Darstellung überzeugend ausfallen. Mir wurde diese Selbstverständlichkeit in einer meiner ersten Geschichtsvorleungen vermittelt, um nicht zu sagen eingetrichtert. Denn es machte mir zunächst überhaupt keinen Spaß.  Ich wartete ungeduldig auf Aussagen zum neugriechischen Staat und musste mich wenigstens vier Vorlesungsstunden lang unter anderem mit der Geographie des Balkans auseinander. Erst später sah ich den Lohn der Mühe. Alles fügte sich nun leichter zusammen. In Griechenland waren es die Transhumans, der Widerstand der Klephten gegenüber dem Osmanischen Reich, um nur wenige Beispiele zu nennen. Seitdem versuche ich selbstverständlich auch in meinem Hobby immer zunächst Region und Zeitgeschichte meines Forschungsgegenstandes über mein allgemeines Geschichtswissen hinaus zu verstehen, insbesondere Sozial-, Kultur- und Regionalgeschichte. Schlussfolgerungen und Einordnung fallen dann immer sehr viel leichter.
Den Wehler habe ich – neben weiteren Darstellungen – häufig in der Hand, wenn es um das  Einordnen meiner Familiengeschichte in die Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts geht. Natürlich könnte ich mich dazu auch in den Lesesaal der Bayerischen Staatsbibliothek setzen. Jedoch sind die wenigen Meter zwischen Schreibtisch und Regal ein angenehmer Luxus, den ich mir gerne  leiste.
(Es gibt in meinem Bestand noch viele weitere wichtige Bücher und Schriften. Ich werde deshalb wohl später noch mehrmals vom Griff in meine Regale berichten.)
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In der Reihe ‘Griff in mein Bücherregal’ auch:
I    Ulrich Wehler
II   van Dülmen
III  Theodor Fontane
IV  Historischer Stadbildatlas Kiel
V   Gustav Freytag
VI  Eric Hobsbawm